Imponierverhalten – Was ist das?
Was ist Imponierverhalten eigentlich?
Imponierverhalten umfasst ungerichtete und hochritualisierte Verhaltensweisen, um eine Bereitschaft zur Auseinandersetzung zu demonstrieren. Durch Imponieren werden die eigene Stärke und Sicherheit zur Schau gestellt. Daher wird Imponierverhalten grundsätzlich zum agonistischen Verhalten gezählt. Es wird trotzdem aber gesondert behandelt, da es allgemein weder Flucht noch Angriffsverhalten auslöst. Es kann sich dadurch dennoch eine Auseinandersetzung entwickeln, dies ist aber nicht zwangsläufig der Regelfall.
Wie erkennt man Imponierverhalten?
Zum Imponierverhalten zählen das Demonstrieren, auch Drohimponieren genannt. Dabei stehen sich die Hunde frontal, parallel oder antiparallel gegenüber. Am bekanntesten dürfte die typische T-Stellung oder das Umeinanderlaufen sein. Der Gesichtsausdruck ist gekennzeichnet durch kurze Mundwinkel, abgewandtem Blick, gerunzelter Stirn, hochgehaltenem Kopf und aufgerichteten Ohren. Die Haare im Nacken, am Rücken und der Rute können gesträubt sein. Durch eine aufrechte Körperhaltung wirken die Gliedmaßen steif und gestreckt. Die Rute selbst, wird meist hoch getragen. Der Körpertonus ist angespannt und der Gang wirkt generell steif.
Akustisch kann Imponierverhalten durch Knurren und Fauchen begleitet werden.
Auch räumliche Begrenzung durch Abdrängen oder Imponierschieben werden dem Imponierverhalten zugerechnet. Bekannt ist ebenfalls das Imponierscharren. Dabei scharrt der Hund mit den Vorderpfoten oder mit allen vier Pfoten Erde nach hinten. Hierbei ist der Körper in Richtung des Kontrahenten gerichtet. Dieses Verhalten kann jedoch auch in Abwesenheit eines Rivalen gezeigt werden.
Beim Imponierjagen verfolgt der Hund sein Gegenüber im Galopp. Auch das Imponiertragen wird oft gezeigt. Hierbei trägt der Hund Futterstücke oder andere Objekte (z.B.: Spielzeug) mit erhobenem Kopf und nach oben ragender Rute. Das Objekt wird dem Rivalen präsentiert und gegebenenfalls gesichert, wenn das Gegenüber danach schnappt.
Kopf- oder die Pfote auf den Rücken des Gegenübers auflegen gehört ebenso zum Imponierverhalten, wie Blickkontrolle. Diese wird durch Imponiergesten und zusätzlichem Drohfixieren gezeigt.
Verwechslungsgefahr!
Im Rahmen meiner Abschlussarbeit stellte sich heraus, dass Imponierverhalten am häufigsten mit Spielverhalten und defensivem Drohverhalten verwechselt wird. Es ist zum Teil auch zu verstehen, da z.B.: Imponierjagen mit einem Rennspiel oder Imponiertragen mit einem Objektspiel verwechselt werden kann. Betrachtet man Imponiergesten mit Drohfixieren, dann ist auch eine Verwechslung mit defensivem Drohverhalten zu erklären.
Fazit
Genaues Beobachten in Verbindung mit dem Kontext helfen dabei, das gezeigte Verhalten richtig zu interpretieren. Dadurch lässt sich der Zweck des gezeigten Verhaltens erkennen und Rückschlüsse auf die Ursache schließen. Ich persönlich empfehle jeder Hundehalterin und Hundehalter, sich mit dem Thema Ausdrucksverhalten auseinanderzusetzen, da dadurch Missverständnisse vermieden werden und ein gezieltes Training möglich ist.
Quellenangabe:
Feddersen-Petersen DU (2008) – Ausdrucksverhalten beim Hund
Zimen E (1971) – Wolfe und Königspudel: Vergleichende Verhaltensbeobachtung
Kaiser J (2005) – Untersuchung zum Bindungsverhalten von Wölfen in einer altersstrukturierten Gruppe
Kreuzwegerer E (2020) – Können HundehalterInnen das Ausdrucksverhalten von Hunden richtig interpretieren und wie beeinflussen Ausbildung, Weiterbildung und Erfahrung diese Fähigkeit?