Hundetrainer*in nur ein Hobby, Beruf oder Berufung? h

Hundetrainer*in nur ein Hobby, Beruf oder Berufung?

Gerade in den letzten Jahren wächst das Angebot an Ausbildungen zur/zum Hundetrainer*in, Hundepsycholog*in, Hundeverhaltensberater*in usw. Natürlich klingt es erstmals mehr als verlockend, nach ein paar Monaten Ausbildung mit Hunden zu arbeiten, die wir doch alle so lieben. Besonders das Training mit Welpen, Tierschutzhunden oder gehandicapten Hunden hat etwas Romantisches an sich, dass unsere Herzen höherschlagen lässt. Doch ist das auch die Realität?

Aller Anfang ist schwer

Wenn wir uns zuerst einmal den Arbeitsmarkt bzgl. Hundetraining in Österreich anschauen, so gibt es die Möglichkeit als Arbeitnehmer bei einem Unternehmen in der Branche zu arbeiten oder sich selbstständig zu machen. Gleich mal vorweg, ein Angestelltenverhältnis zu ergattern ist in dieser Branche schon sehr schwierig. Es gibt sehr viele Bewerber*innen auf wirklich wenige Jobs. Natürlich ist es nicht unmöglich, eine Stelle zu ergattern, jedoch ist das eher die Ausnahme als die Regel.

Die andere Möglichkeit den Beruf auszuüben ist der Sprung in die Selbstständigkeit. Seine eigene/sein eigener Chef*in sein, freie Zeiteinteilung, eigenes Logo, eigene Marke… hört sich doch gut an. Ganz frei von der Leber weg gesprochen:

 

Ja, das ist auch geil, wenn du der Typ dazu bist!

 

Selbstständigkeit bedeutet nichts anderes, dass du für ALLE Bereiche deines Unternehmens verantwortlich bist und auch für dein Tun als Unternehmer haftest. Natürlich kann man einige Tätigkeiten outsourcen, die Verantwortung bleibt trotzdem bei dir. Es sollte dir auch bewusst sein, dass dir die Zeit, die du bei der Buchhaltung, Marketing usw. sitzt, keiner bezahlt. Der nächste Punkt ist noch die Sicherheit. COVID hat uns allen gezeigt, dass ein gut laufendes Business sehr schnell einbrechen kann und es dann wirklich ans Eingemachte geht.

Welche Eigenschaften helfen dir dabei, eine/ein guter Hundetrainer*in zu sein?

Wissen vermitteln können

Neben einer guten fundierten Ausbildung ist die Motivation zur ständigen Weiterbildung eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt seriös arbeiten zu können. Das bildet aber wirklich nur die Basis deiner Skills. Was nützt es dir, wenn du eine/ein super Theoretiker bist, dein Wissen aber nicht in der Praxis umsetzen bzw. vermitteln kannst? Das ist es eigentlich, um was es geht. Dein Produkt bist nicht du, der super Hunde lesen und alle möglichen Trainingsstrategien umsetzen kann. Dein Produkt ist dein Wissen, dass du deinen Kund*innen vermitteln können musst. Es hilft deinen Kunden kein Stück, wenn du in den Trainingsstunden den Hund super im Griff hast und alles umsetzen kannst. So funktioniert das leider nicht, auch wenn es sich manche Kund*innen wünschen würden. Das Ziel ist vielmehr das Vermitteln einer Toolbox an Wissen, Handhabung und Einfühlungsvermögen, damit deine Kund*innen das Erlernte zuhause selbständig umsetzen bzw. üben können.

Authentizität

Du musst deinen Weg finden. Auch wenn es sich um wissenschaftlich fundiertes Wissen handelt, kannst du durch deine Art der Vermittlung authentisch und einzigartig sein. Du bist gut so wie du bist, du musst nicht schauspielern. Menschen und vor allem Hunde durchschauen dich sehr schnell. Du wirst dadurch die Personen anziehen, mit denen du auch gerne arbeiten möchtest.

Alles im Blick

Multitasking ist das Zauberwort! In deinen Trainings musst du alles im Blick haben. Die Körpersprache des Hundes, die Körpersprache der Kunden, die Umgebung, geplante Stressoren, ungeplante Stressoren und vieles mehr. Ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen, dass das wirklich fordernd ist. Eure Kund*innen müssen sich auf euch und euer Urteilsvermögen verlassen können. Das schafft Vertrauen und einen sicheren Rahmen für eine erfolgreiche Trainingseinheit.

Ruhe in Person

Egal, wie dein Tag bis jetzt verlaufen ist, ob er stressig war, ob du müde bist, die Trainingseinheit nicht optimal läuft oder dir die Kund*innen bzw. der Hund dir einiges abverlangt… DU BIST DER RUHEPOL! Training in entspannter Atmosphäre ist ideal, um zu lernen. Das gilt nicht nur für unsere Vierbeiner, sondern auch für uns Menschen. Lass deine Kund*innen von deiner Ruhe profitieren. Das ist harte Arbeit und ist nicht zu unterschätzen.

Flexibilität

Du musst ständig flexibel sein. Sei es aus Unternehmer*in oder als Fachfrau bzw. Fachmann. Organisation ist ein wichtiger Teil des Jobs. Ob du einen passenden Hund für ein Begegnungstraining organisieren, den Alltag deiner Kund*innen berücksichtigen oder aus gegebenem Anlass ein Training verschieben musst. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Kenne deine Grenzen

Du musst nicht alles können und auch nicht alles anbieten. Es ist kein Armutszeugnis, wenn du nicht alles von Alltagstraining, über Mantrailing, bis hin zur Arbeit mit Angsthunden anbietest. Es gibt Kolleg*innen, die das besser können als du, weil sie sehr viel Zeit in Weiterbildung und Erfahrung investiert haben. Ein Mensch-Hund-Team weiterzuvermitteln, zeugt von Professionalität und Seriosität. Vielleicht wirst du dann auch von anderen Kolleg*innen empfohlen.

Abgrenzung als Schutz

Sollten Kund*innen aus dir nicht bekannten Gründen aufhören, nimm es nicht persönlich. Es könnten Gründe dahinterstecken, die du nicht kennst und auch nicht beeinflussen kannst. In seltenen Fällen bekommst du zumindest ein Feedback, warum das Training nicht fortgesetzt wird. Auch hier macht es keinen Sinn Trübsal zu blasen. Aus solchen Momenten kann man sehr viel lernen. Genauso wie manche Mensch-Hund-Teams einfach nicht zusammenpassen, kann das auch bei Trainer*innen und Kund*innen der Fall sein und das ist völlig ok. Natürlich passiert es mir auch noch, dass ich manchmal darüber nachdenke, warum das Training abgebrochen wurde, jedoch belastet mich das jetzt nicht mehr so sehr, wie noch am Anfang. Es ist auch ok „Nein“ zu sagen, wenn du ein schlechtes Gefühl hast, dass die Kombination nicht passt. Da ist es immer noch besser die Kund*innen weiterzuleiten, als selbst jedes Mal mich Bauchweh in die Trainingseinheit zu starten.

Das richtige Netzwerk

Ein gutes und funktionierendes Netzwerk ist unverzichtbar. Ob es sich um Kolleg*innen mit einer ähnlicher Trainingsphilosophie, Maulkorbhersteller oder gute Tierärzt*innen handelt, macht keinen Unterschied. Ein gutes Netzwerk wertet deine Kompetenz und das Vertrauen in dich auf. Ich leite Kund*innen nur an jene Trainer*innen oder Tierärzte weiter, zu denen ich auch mit meinem Hund gehen würde.

Fazit

Wenn du diesen elend langen Blogbeitrag bis zum Schluss gelesen hast, dann hast du zumindest schon Durchhaltevermögen bewiesen. Auch noch ein Skill den man braucht! *hehe*

Die Arbeit als Hundetrainer*in ist kein Hobby, kein Beruf, sondern Berufung. Recherche, Weiterbildung, pflegen von Kontakten, Organisation und vieles mehr, gehören genauso zu dieser Arbeit, wie das eigentliche Training an sich. Wenn ich dir die Romantik bzgl. Hundetraining ein Stück weit nehmen konnte, habe ich mit diesem Beitrag einiges erreicht. Es gibt noch viel mehr an Fähigkeiten die du als Hundetrainer mitbringen bzw. entwickeln solltest, aber es wäre ein endloser Monolog, das jetzt noch alles aufzuzählen.

Was du auf jeden Fall mitbringen musst, ist die Liebe zum Hund!

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